Beitrag erstellt am: 

17.9.2023

Selbstoptimierung: Self-Care, Perfektion, Zwang und Well-Being

Selbstoptimierung ist einer der am stärksten polarisierten Begriffe der letzten Jahre.   

Selbstoptimierung bezeichnet nicht nur eine schlichte Verbesserung seiner Selbst, sondern ein neues Verständnis vom Erreichen seiner Ziele. Mehrere Sozialwissenschaftler:innen beobachteten, dass Menschen alle möglichen Bereiche ihres Lebens optimieren möchten und dass Selbstoptimierung insbesondere in unserem Zeitalter der Krisen nochmals einen besonderen Status bekommen hat: 

Was zu Anfang der Pandemie 10.000 Schritte pro Tag via App, gesundes Bananenbrot, Skincare und Home Workouts waren, sind jetzt mehr Mitgliedschaften im Fitnessstudio, höherer Kundenzuwachs bei Coaches für Selbstdisziplin oder Stressbewältigung und mehr Käufe von verschiedenen Büchern in den Bereichen Selbstliebe, Journaling, Zeitmanagement etc. 

Ist es möglich, mithilfe von Selbstoptimierung alle Ziele zu erreichen, die man sich in den Kopf setzt? Können Menschen sich selbst optimieren, ohne unter Leistungsdruck und ständigen Wettbewerb zu leiden? Führt Selbstoptimierung zum Erfolg?

Den Kerngedanken der Selbstoptimierung, sich zu verbessern, über sich hinauszuwachsen und reflektiert über seine Wünsche, Ziele, Leistungen und Fähigkeiten nachzudenken, können wir wohl alle nachvollziehen. Selbstoptimierung trägt dazu bei, dass wir insgesamt effektiver leben können und ein tieferes Verständnis für unsere Bedürfnisse, unsere Mentalität und unseren Körper erlangen. Insbesondere im Bereich Gesundheit und (Weiter-)bildung können verschiedene Angebote wie Apps zur Achtsamkeit, Tracken des Zyklus oder Sprachen-Apps zu einer glücklichen allgemeinen Verfassung führen. 

Je nachdem, in welchem Bereich man das Bedürfnis hat, sich weiterzuentwickeln, gibt es insbesondere dank der Digitalisierung mehrere Möglichkeiten: Apps, Bücher, Coaches, Fortbildungen, Online-Kurse, Journals, Sportarten wie Yoga, Kochen, Meditation, Selbsthilfegruppen etc. 

Besonders ansprechend dabei ist vor allem der freie Zugang zu (fast) all diesen Möglichkeiten durch die Breite und den Erfolg, den das Thema Selbstoptimierung erfährt. 

Darüber hinaus kann man sich vorher ausreichend über Themen und Methoden der Selbstoptimierung informieren. Durch die Popularität gibt es auf TikTok mehrere Erfahrungsberichte und Anregungen.

Allerdings sind Einwände geboten: In der Zeit von Social Media, dem ständigen Vergleich mit anderen und unterschiedlichen Ansprüchen und Erwartungen von so ziemlich jedem und in so ziemlich jedem Lebensbereich (bessere Leistungen im Beruf, ausreichend Sport, mehrere Sprachen sprechend, nicht zu alt, Berufserfahrung, Bestnoten im Studium und Ausbildung, nicht zu jung, Vollzeit) ist es schwierig eine Balance zwischen Well-Being, Reflexion, (Weiter-)bildung, Perfektionismus, Glück und Zwang zu finden und beizubehalten. 

Im schlimmsten Fall kommt es zu psychischen oder physischen Problemen. Zudem ergibt sich, wenn wir über Optimierung sprechen, die Frage, von wem diese Standards bei der Zielsetzung festgelegt werden und ob es sich hierbei nicht eher um externe gesellschaftliche Meinungen und Vorstellungen vom Leben handelt, die nicht aus dem eigenen Wunsch heraus verfolgt werden. 

Wie der ständige Drang nach Selbstoptimierung Einfluss auf jemanden übt, ist nur schwer absehbar. Es ist wichtig, sich folgendes klarzumachen: 

Ein durchdachtes Zeitmanagement kann dir viel Leistung ersparen (zumindest kurzfristig)